Anansi und die Weisheit

Vor langer, langer Zeit wussten die Menschen gar nichts. Sie wussten nicht, wie man Pflanzen anbaut, wie man Tücher webt, oder wie man Eisenwerkzeuge herstellt. Der Gott Nyame oben im Himmel hatte die ganze Weisheit der Welt. Er bewahrte sie sicher in einem Tontopf auf.

1

Eines Tages beschloss Nyame, den Tontopf Anansi zu geben. Jedes Mal, wenn Anansi in den Topf schaute, lernte er etwas Neues. Es war so aufregend!

2

Gierig dachte Anansi: „Ich werde den Topf sicher im Gipfel eines Baumes aufbewahren. So habe ich ihn ganz für mich allein!“ Er spann einen langen Zwirn, wickelte ihn um den Tontopf und band ihn um seinen Bauch. Er begann, den Baum hinaufzuklettern. Aber es war schwer den Baum so hinaufzuklettern, da der Topf ständig gegen seine Knie stieß.

3

Die ganze Zeit hatte Anansis junger Sohn unten am Baum gestanden und ihm zugeschaut: „Wäre es nicht leichter, wenn du dir den Topf stattdessen auf den Rücken bindest?“ Anansi versuchte es mit dem Topf auf dem Rücken und es ging in der Tat viel besser.

4

Im Nu erklomm Anansi die Baumspitze. Aber dann hielt er inne und dachte: „Ich soll derjenige mit der ganzen Weisheit sein und eben war mein Sohn schlauer als ich!“ Dies verärgerte Anansi so sehr, dass er den Tontopf vom Baum hinunter warf.

5

Am Boden zerbrach er in viele Stücke. Die Weisheit gehörte nun allen. Und so lernten die Menschen, Landwirtschaft zu betreiben, Tücher zu weben, Eisenwerkzeuge herzustellen und alles andere, was wir heute wissen.

6

Anansi und die Weisheit

Text: Ghanaian folktale
Veranschaulichung: Wiehan de Jager
Übersetzung: Anna Westpfahl
Sprache: Deutsch

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